Der Übergang von der Trauneralm zur Edelweissalm
erfolgt nahtlos und der einzige Hinweis ist, dass aus dem Wirtschaftsweg inzwischen ein matschiger Pfad geworden ist. Vor Kurzem trampelte auf ihm noch das Vieh herum, auf dem Weg zu den Weideflächen.
Er führt mich weiter bis zu einer Brücke über den Traunerbach. Wenn ich doch nur genau benennen könnte, was mich so anzieht: Ist es der Wasserfall? Die Landschaft, die ebenso gut als Vorlage für die Szenerie einer Modelleisenbahn dienen könnte? Oder das leicht hügelige Gelände? Die ehrfurchtgebietende Majestät der sich steil emporreckenden Berge, die zum Greifen nah scheinen und trotzdem noch ein gutes Stück entfernt sind? Möglicherweise ist es auch nur der Weg, der sich im Nirgendwo verliert und meine Neugier weckt, weiterzugehen. Besser gesagt, meine Sehnsucht triggert, weiter ins Gebirge vorzudringen.
Gegen eine Hochtour spricht, dass es schon Nachmittag ist und die nächste Schutzhütte, das Glocknerhaus, ungefähr 5 h entfernt ist. Zudem bin ich vollkommen unvorbereitet für eine hochalpine Bergwanderung. Auch wenn Oscar sicherlich einen Heidenspaß an der Wandertour hätte, auf jeden Fall mehr als ich, so muss diesmal die Vernunft siegen. Irgendwas ist ja immer.
Für gewöhnlich neige ich nicht zu Sentimentalitäten, dennoch kann ich mich nicht an der Landschaft sattsehen. Nichtsdestotrotz steht mir der Abstieg bevor. Den Gedanken, den Rückweg über den Steig nach Hochmais anzutreten, verwerfe ich aus drei Gründen:
- Einerseits stünden mir weitere 300 hm bevor, was einen Umweg von 1 h bedeutet.
- Andererseits wäre allein der Weg vom Parkplatz Hochmeis nach Ferleiten mit 7,3 km und einer Gehzeit von über 2 h schon länger als der Rückweg durchs Käfertal.
- Abschließend frage ich mich, ob Wanderer, zumal mit Hund, auf der Großglockner Hochalpenstraße überhaupt gerne gesehen sind.
Mit Schwermut im Gepäck drehe ich der Glocknergruppe den Rücken zu und mache mich auf den Heimweg.