zum Höhepunkt der Reise,
auf den ich mich schon seit Wochen freue.
Die Freude wird jedoch durch Sonnenbrand in Gesicht, Nacken und Armen deutlich getrübt. Immerhin, der Wetterbericht sagt voraus, dass es sich ab 13:00 Uhr zuziehen wird. Mein Wirt rät mir davon ab, erst am Nachmittag loszugehen. Angesichts der 12 km hin und weiteren 12 km zurück, würde es zu spät werden. Ich halte dagegen, dass vormittags und mittags die Sonne knallt. Er wirft ein, dass ich mit dem Auto bis Caín fahren könnte und nur einen Teil der Strecke laufe. Über diese Möglichkeit habe ich während der Vorbereitung gelesen. Mal nachrechnen: Mindestens anderthalb Stunden im Auto hin, zwei Stunden hin laufen, zwei Stunden zurück laufen und wieder anderthalb Stunden im Auto zurückfahren, macht sieben Stunden plus Pause unterwegs, nur um eine Teilstrecke zu sehen. Für die gesamte Tour hin und zurück habe ich sechs Stunden plus Pause eingeplant. Ich entscheide eigenmächtig, erst um 13:00 Uhr loszugehen.
Mein Auto hat da einen Knopf,
den ich bislang nicht entdeckt hatte. Es ist ein Schiebedach! So eines, dass sich bis zur Hutablage zusammenfaltet. Ich gestehe, mir war bislang auch das Schiebedach nicht aufgefallen. Das Auto wird mir langsam sympathisch und ich fahre trotz Sonnenbrand mit offenem Dach.
35 Minuten Fahrt bis Poncebos,
sagt das Navi voraus, und ich genieße die Fahrt. Strahlender Sonnenschein, Berge und kurvenreiche leere Straßen. Ich muss an die Dolomiten denken, ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil sie bisher mein einziges Zusammentreffen mit der Bergwelt waren.
Unterwegs weist ein großes Hinweisschild auf einen „mirador“ (Aussichtspunkt) hin und ich lenke das Beinahe-Cabrio auf den Parkplatz. Der „Naranjo“, der vielleicht bekannteste Berg der „Picos de Europa“, ragt am Horizont auf. Ich verstehe auf einmal, wovon Miguels Mutter gestern sprach: „Naranjo“ bedeutet im Spanischen „Orangenbaum“ und ich wunderte mich die ganze Zeit, was sie an einem Orangenbaum so erwähnenswert fand. Spanisch funktioniert sehr oft nur im Kontext und da habe ich wohl nicht aufgepasst.
Ein Mini Cabrio fährt auf den Parkplatz. Nö, meiner ist schöner.
Der Parkplatz des „Funicular de Bulnes“
wird mein Basislager.
Ganz schön klein und ganz schön voll hier. Wie wird das erst in der Hauptsaison sein?
Zurück auf der Straße, weist ein Wanderwegweiser die Straße hinauf. Drei Stunden soll der Marsch bis Caín dauern. Ich werde länger benötigen.
Es geht vorbei an Gastronomie, mit Übernachtungsmöglichkeit, gut besucht von Ausflüglern. Tourenfahrer haben ihre Maschinen am Straßenrand mit geparkt. Ein bisschen, nur ein ganz kleines bisschen, bin ich neidisch. Nun ja, Motorradfahren und Hund wollen nicht so recht zusammenpassen.
Oscar und ich ignorieren den Wander-Abzweig zum GR-PNPE-202 „Ruta de la Reconquista“ und 15 Minuten später geht die Asphaltstraße in eine Schotterpiste über.
Eine Handvoll Autos parkt vor dem verwaisten Info-Häuschen
und damit sind die letzten offiziellen Parkmöglichkeiten auch schon erschöpft. Geradeaus verliert sich die Straße im Nirgendwo und ist Landwirten vorbehalten. Auf Luftbildern ist zu erkennen, dass dieser Weg in der Hochsaison als Parkplatz zweckentfremdet wird. Vom Wanderweg aus kann man später über eine lange Wegstrecke auf Teile dieses Weges herabblicken. Irgendwann will ich diesen Weg mal erkunden – quasi direkt am Wasser.