verheißt Finca-Urlaub
und liegt am Ende einer gut 1 km langen Nebenstraße der Ma-3240.
Für mallorquinische Verhältnisse ist sie recht gut befahrbar: Bis auf zwei unübersichtliche Engstellen kurz vor der Unterkunft, ist die Straße gut einsehbar und meistens auch breit genug ausgebaut. Und doch sträubt sich mein Körper, auf ihr nach Einbruch der Dunkelheit zu fahren.
Eine Freitreppe führt zur Haustür des Herrenhauses. Obwohl ein Schlüssel im Schloss steckt, klingele ich aus gebotener Höflichkeit. Pilar, die Betreiberin, öffnet mir und heißt mich willkommen. Wir stehen im Hauptraum, einer Mischung aus Entrée, Rezeption, Kamin- und Speisezimmer. Der erste Eindruck tröstet mich über die Erfahrungen im vorherigem Hotel hinweg.
Ohne Anlaufschwierigkeiten entwickelt sich ein Gespräch. Geradeso, als wäre ich ein Familienmitglied, dass nach einer Reise heimkommt. Als ich ihr vom Diebstahl meiner Zahlungsmittel erzähle, will sie es ganz genau wissen. Sie redet sich in Rage und rät mir dringend, das Tourismusministerium einzuschalten. So schnell sie sich aufregt, so schnell beruhigt sie sich auch wieder.
Schließlich geht es
ins Untergeschoss zu meinem Zimmer,
welches aufgrund der Hanglage eigentlich im Erdgeschoss liegt. Meine Nachbarn sind ein weiteres Gästezimmer und die Gemächer der Betreiberin. Die Spannung steigt. Wie wird wohl meine Heimstatt für die nächsten fünf Nächte aussehen?
Sie öffnet die Zimmertür und dahinter erscheint das
Wohnzimmer
mit einer kleinen Sitzgarnitur. Der Sessel wird uns im Laufe des Aufenthaltes noch gute Dienste erweisen: Mir als Sitzgelegenheit, wegen der dort befindlichen Steckdose, und Oscar als Ruheplatz. Beides tritt eigentlich immer gleichzeitig ein.
Ich habe das einzige Zimmer ohne Feuerstelle erwischt. Unter normalen Umständen verzichte ich dankend darauf, jedoch kühlt es abends stark ab und während meines Aufenthaltes verweigert die Zentralheizung den Dienst. Die Wartungsfirma hat angeblich den Termin nicht eingehalten.
Im angrenzenden
Schlafzimmer
vermisse ich lediglich eine Kofferablage und so landen die Taschen auf dem Schrank. Der doppeltürige Kleiderschrank sollte zwei Reisenden genug Platz bieten. Wer noch eine Decke oder Kissen braucht, wird hier fündig.
Weil im letzten Hotel die Bettwäsche nicht gebügelt war, gilt die erste Nachfrage meiner Facebook-Freunde der Bettwäsche. Ich kann Entwarnung geben: Alles ist sauber, riecht frisch und weist nur die üblichen Knitter von der Lagerung auf.
Am Fenster steht ein kleiner Esstisch mit Gartenblick, an dem ich allabendlich mein Nachtmahl einnehmen werde. Eine große Flasche stilles Mineralwasser gibt es aufs Haus, weil das Leitungswasser gechlort werden muss. Riecht und schmeckt man aber nicht.
Abschließend noch ein Blick ins
Badezimmer
mit Wanne. Es ist einfach eingerichtet und sauber, mehr erwarte ich nicht.
Jedoch hätte ich Seife erwartet. Die fehlt und eine Glühlampe ist kaputt.
Um die Seife muss ich mich selbst kümmern und in die Stadt fahren. Passt mir gut in den Kram, denn dann kann ich auch gleich nach dem Abendessen Ausschau halten.
Statt eines neuen Leuchtmittels, gibt es von der Wirtin eine ausrangierte Tischleuchte. Ihre Zusage, Ersatz zu beschaffen, wird sie während meines Aufenthaltes nicht einhalten.
Weibliche Reisende werden vielleicht den Föhn vermissen. Stand aber auch nicht in der Beschreibung.
Wenn der Hängeschrank nicht ausreichen sollte, bietet die Fensterbank reichlich Ablage- und sogar Sitzmöglichkeit.
Der Wasserdruck ist ordentlich und auch bei ausgiebigstem Duschen schwanken weder Druck noch Temperatur.
Ich bekomme später noch
Gelegenheit, mir diverse Zimmer anzuschauen,
sowohl im Haupt- als auch im Nebenhaus. Jedes ist ein bisschen anders eingerichtet. Ob schöner, liegt im Auge des Betrachters. Was den Grundriss betrifft, habe ich das Optimum und eines der größten Zimmer erwischt. Einzig die Einrichtung wirkt etwas altbacken – doch dazu später mehr.
An der
Sauberkeit
kann ich spontan nichts bemängeln. Mein positiver Eindruck aus den öffentlichen Bereichen setzt sich hier fort. Beim Barfußlaufen klebt nichts und es bildet sich kein Schleier an meinen Socken. Lediglich der Matratzenschutz will mir überhaupt nicht gefallen: Über die Matratze ist ein Spannlaken gezogen, auf das wiederum das Spannbetttuch gezogen wurde, auf dem ich liege. Besser als Garnichts, aber auch nicht die ideale Lösung.
Ein Mal in fünf Tagen wurde das Zimmer nicht gemacht, weil das Zimmermädchen es vergaß. Das kann ich verschmerzen.
Einen dicken
Abzug gibt es für die Abweichung der Ausstattung
von der Beschreibung im Buchungsportal. In meiner Reservierung steht: Dusche * Badewanne * TV * Bademantel * Kühlschrank * Schreibtisch * gratis Toilettenartikel * Heizung * Marmor-/Fliesenböden * Schrank * Gartenblick * Poolblick * Bergblick * Handtücher * Bettwäsche * WLAN in allen Bereichen verfügbar.
Vor Ort fehlen die gratis Toilettenartikel, der Bademantel, der TV und der Kühlschrank. Die ersten zwei Dinge wären hilfreich, die letzten beiden sind entbehrlich. Und wie ich es in Spanien so oft erlebe, ist der WLAN-Empfang weitläufig ums Haus spitze, aber in meinen Räumen praktisch nicht vorhanden. Zum Surfen muss ich mich in die Empfangshalle bequemen und zu den anderen Gästen gesellen. Das mache ich genau ein einziges Mal. Meine deutschsprachigen Mitbewohner schauen mich nach meiner Frage, ob in ihren Zimmern der WLAN-Empfang auch so schwach ist, völlig entgeistert an. Da surfe ich doch lieber beim Gassi gehen.
Ich gehe mit meiner spanischen Reservierung zur Hausherrin und frage mal blöd. Ich hätte es besser sein lassen sollen, denn eine von Pilars typischen Wortlawinen überollt mich. Um es kurz zu machen:
- Für den von mir gezahlten Preis, kann sie die Leistung nicht erbringen. Meine Reservierung lautet über ein Standard-Doppelzimmer; Economy-Zimmer wurden nicht angeboten.
- Die Beschreibung stammt von einer dritten Person, was sie leider nicht kontrolliert hat, denn sie erstickt in Arbeit und hängt mit so vielem hinterher. In der Tat rotiert sie wie ein Brummkreisel und ist immer für ihre Gäste da.
- Das Hauptargument hat es allerdings in sich: Sie hatte ihr Anwesen vermietet, um Zeit für die Pflege ihrer Eltern zu haben. Im ersten Monat floss noch Geld, im zweiten bereits nicht mehr. Um die deutschen Mietpreller aus dem Haus zu bekommen, war ein zeit- und kostenintensiver Gerichtsprozess nötig. Als sie dann wieder Herrin im eigenen Haus war, stellte sie fest, dass die Kölner Mietnomaden ihr Inventar zu Geld gemacht hatten: Kühlschränke verkauft, Fernsehgeräte verkauft, Möbel verkauft, alles weg und sie hat keinen Cent davon gesehen.
In ihrem hohem Alter, die Rente schon zum Greifen nah, musste sie eine Hypothek aufnehmen und bei Null anfangen.
Ab 2017 holt sie sich Freunde ins Boot, die die Hotellerie übernehmen, investieren und ihr ein geregeltes Arbeitsverhältnis bieten.
Da Fernsehen in Spanien einen hohen Stellenwert hat, bietet sie mir an, mich im zweiten Haus umzusehen: Ich hätte ein ganzes Haus für mich alleine, inklusive Küche, offenem Kamin, TV und stabilem WLAN. Ich schau mir die drei Zimmer an, doch ich fühle mich in dem Haus nicht wohl. Ich mag auch keine Umstände bereiten.
Mit dieser traurigen Geschichte im Hinterkopf, läute ich die
Nachtruhe
ein. Obwohl die Matratze für meinen Geschmack zu weich ist und in die Jahre gekommen aussieht, schlafe ich durch und wache ohne Verspannungen auf – allerdings viel zu früh. Ab sieben Uhr läuft, hantiert und telefoniert ein fleißiges Bienchen über mir: Mein Zimmer liegt unter der Küche und Pilar bereitet das Frühstück vor.
Zwischen 8:00 und 8:30 füllt sich der Frühstücksraum und das Stimmengewirr schallt die Treppe hinab. Schlafen kann ich mir abschminken.
Stunden vor unserer gewohnten Zeit, greife ich mir Oscar für den ersten Spaziergang. Unser Weg führt zwangsweise am
Frühstück
vorbei. Das Esszimmer bietet nach dem Eindecken nur noch acht statt zehn hungrigen Mäulern Platz. Jetzt sind noch Sitzplätze frei. In einer halben Stunde wird das schon anders aussehen und so mancher Gast zieht einen Flunsch, weil er einen zweiten Anlauf nehmen muss.
Der Tisch ist ansprechend gedeckt. Das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass jeden Tag das Gleiche auf dem Frühstückstisch steht. Inhaltlich und qualitativ das, was ich auch von anderen Hotels kenne. Ausnahmen bilden die große Käseplatte und das leckere Brot. Bei Käse kann ich nicht mitreden und das Brot, so vertraut sie mir an, stammt aus dem Supermarkt und wird aufgebacken. Insgesamt ist die erste Mahlzeit des Tages der Preisklasse angemessen. Zum Frühstück gehören auch Eier, die auf Wunsch zubereitet werden. Schmecken besser als unsere und die Portion ist groß genug, um eine kraftvolle Grundlage für den Tag zu schaffen.
Pilars Sprachkenntnisse beschränken sich auf , catalán und dem Verstehen von ein paar Brocken Englisch. Folglich sollte sich der Finca-Besucher sprachlich vorbereiten.
Eigentlich wird nur Frühstück angeboten. Zwei Mal erlebe ich, dass Pilar Abendessen zubereitet. Das erste Mal ist es ein Geburtstagsmenü, von dessen Torte etwas für die anderen Fincagäste abfällt. Das andere Mal für eine alleinreisende ältere Dame ohne Auto. Beide Male organisiert, improvisiert und kocht sie ohne zu zögern – jedoch nicht ohne zu granteln, dass sie kein Restaurant sei. Zum Glück bekomme nur ich das mit.
Die ersten Tage gleicht der Frühstücksraum einer deutschensprachigen Kolonie. Angesichts des schönen Wetters, fehlender Lust mich an den Tisch zu quetschen, noch weniger Interesse an den Gesprächen der Anderen und der von mir beobachteten „zähen“ Interaktion der drei Pärchen am Tisch, beschließe ich, im
Innenhof
zu frühstücken. Ohne Tischdecke, ohne Porzellan, auf ollen Stühlen. Dafür mit Sonne im Gesicht, Oscar an meiner Seite und Pilar in der Küche hinter mir.
Leider sind meine Fotos vom Innenhof verloren gegangen.
Gästezimmer beanspruchen zwei Schenkeln des quadratischen Patios. Eine Seite nehmen die Küche und der Wirtschaftsraum in Beschlag und an der verbleibenden Wand stehen ein großer Grill sowie das Feuerholz für die Kamine.
Alles in allem
fühle ich mich in dieser Finca wohler,
als in der vorherigen Bleibe.
Die ellenlangen Einfahrt bietet mehr als ausreichend Parkplätze, somit muss ich nicht auf Halteverbote oder Einfahrten achten. Von den zehn Zimmern befinden sich sieben im Haupthaus, drei im Nebengebäude und wer es sich leisten kann, mietet das Poolhaus. Über einen Mangel an Platz, sowohl in der Anlage, als auch in den Zimmern, darf sich niemand beschweren.
Die zentrale Lage auf der Insel ist ideal, um in alle Himmelsrichtungen auszuschwärmen.
Das knapp 10 km entfernte Inca bietet eine reiche Auswahl an Einkaufsmöglichkeiten. Insbesondere die große Auswahl an Supermärkten und Discountern erspart mir die nächtliche Restaurantsuche. Pilar hat mir die Nutzung ihrer Mikrowelle erlaubt, bzw. im Nebengebäude steht eine Küche bereit.
Der fehlende Verkehr, von vereinzelten Spaziergängern und Joggern mal abgesehen, in Kombination mit dem üppigen Grün drumherum kommen Oscar zugute und erleichtern mir das Gassi gehen.
Die Gastgeberin ist eine herzensgute Frau, die sich aufreibt, um ihre Besucher zufriedenzustellen. Da sehe ich gerne darüber hinweg, dass sie erst redet und dann denkt. Immerhin bekommt sie es mit und lenkt ein.
Wenn die anderen Gäste ausgeflogen sind, kein Mucks zu hören ist und die Sonne strahlt, verführen die Poolliegen dazu, ein Mittagsschläfchen zu halten. Sogar WCs sind vorhanden und im Sommer auch eine Poolbar.
Abschließend sei
zusammengefasst gesagt,
dass der von Booking.com vermittelte nebensaisonale Durchschnittspreis von 40,50 € je ÜF plus Tourismusabgabe ein Schnäppchen und auf jeden Fall gut investiert ist. Insbesondere, da Oscars Aufenthalt nichts extra kostet.