und Jugendstil
habe ich mir heute vorgenommen, weil ich des Pflastertetens müde bin und meine Augen nach etwas Natur verlangen. Die Alberta iela liegt rund 40 Gehminuten vom Hotel entfernt und der Weg dahin führt mich durch einen großzügigen Grünstreifen.
Los geht’s
zwischen Hauptbahnhofs und Busbahnhof an der 13. janvāra iela. Holzboote ziehen ihre Runden den Kanal entlang. Einmal rundum dauert zirka eine Stunde und kostet je nach Anbieter und Tag zwischen € 12,- und € 18,-.
Nachdem ich eine Straße kreuzen musste, öffnet sich auf der Brücke der Blick auf eine Fontäne.
Der Weg führt am Wasserspiel vorbei zur
Latvijas Nacionālā opera,
der Lettischen Nationaloper, am anderen Ufer.
Im Jahr 1782 als Städtisches Deutsches Theater eingeweiht, später Wirkungsstätte von Richard Wagner und seit 1919 Heimat der Nationaloper, wurde das Gebäude in den 1990ern umfangreich restauriert und renoviert. Vor dem Haus zieren opulente Blumenrabatten den Park und geleiten den Weg zum Springbrunnen.
Eine junge Dame lugt durch das Blätterdach und als ich mich zu ihr aufmache, komme ich an der
Laima-Uhr,
der Laimas pulkstenis, vorbei. 1924 nicht ohne Hintergedanken errichtet, sollte sie doch sicherstellen, dass die arbeitende Bevölkerung pünktlich den Dienst antrat. 1936 wurde sie Werbeträger des größten lettischen Süßwarenhersteller „Laima“.
In unmittelbarer Nähe steht
das Freiheitsdenkmal,
das 42,7 m hohe Brīvības piemineklis.
Wer genau hinschaut, sieht, dass die Figuren des Sockels in zwei Richtungen schauen: Die gefesselten Skulpturen mit gesenkten Köpfen schauen nach Osten Richtung Russland, während sich die aufrechten Figuren gen Westen orientieren. Alles überthront die 9 Meter große „Allegorie der Freiheit“, die die Selbstständigkeit Lettlands verkörpert und ebenfalls nach Westen blickt. Vom Volksmund „Milda“ genannt, trägt die junge Dame drei Sterne, die für die historischen Regionen Lettlands stehen. Zwischen 9 und 18 Uhr finden stündlich Wachwechsel der Ehrengarde statt und ich bin gerade rechtzeitig eingetroffen.
Weiter geht es durch den Park über die „Brücke der Liebenden“, an die Hochzeitspaare ein Schloss hängen und den Schlüssel im Kanal versenken, bis zum
Bastejkalns,
dem Basteiberg, mit seinen Wasserfällen.
1857 wurde beschlossen, die alten Befestigungsanlagen zu schleifen und in einen Park zu wandeln. Mit dem Abraum der Erdwälle wurden die Gräben aufgefüllt und die Grundlage für den Basteiberg geschaffen. 1898 kamen die Katarakte hinzu. Oben auf dem Hügel stehen im Kreis aufgestellte unterschiedlich hohe Bänke – eines von mehreren Kunstobjekten in diesem Abschnitt.
Der Weg geht weiter und bald stehe ich vor einem Gebäude aus der Epoche des Historismus, dem
Latvijas Nacionālais teātris,
dem Lettischen Nationaltheater.
Günstige Tickets und Aktionen sollen seinen Schwerpunkt, die Original-Dramaturgie, allen Schichten zugänglich machen. Links geht mein Blick zur
Vanšu tilts,
der Vanšu-Brücke, früher Gorki-Brücke genannt.
Im Jahr ihrer Eröffnung, 1981, war sie die längste Schrägseilbrücke Europas.
Hinter dem Theater geht der Grüngürtel weiter und nennt sich Kronvalda-Park. An der nächsten Brücke gehe ich rechts über einen Steg und finde mich auf dem Platz vor dem
Rīgas Kongresu nams
wieder.
Ich nehme am Springbrunnen vor der Veranstaltungshalle Platz und orientiere mich: Ich bin in der Nähe des
Jūgendstila kvartāls,
dem Jugendstilviertel. Dazu muss ich über die Straße in die Antonijas iela, um zur Alberta iela zu gelangen.
In diesen ruhigen Straßen reiht sich ein architektonischer Augenschmaus an den nächsten.
Der Spaziergang ist zu Ende
und hat statt der veranschlagten 40 Minuten doch tatsächlich 1 Stunde 40 Minuten gedauert. Ein Grund waren die Fotostopps, ein anderer die zahlreichen Orte abseits der üblichen Touristenpfade, die zum Verweilen und Ausruhen einladen.