Die Landstraße Ma-2100
beginnt in Bunyola. Insgesamt 20 km auf einer engen und kurvenreichen Straße stehen mir bevor. Mein Reiseführer verspricht traumhafte Landschaften mit Wäldern, Obstplantagen und Weiden. Nur, ich habe nichts davon, denn all meine Aufmerksamkeit richtet sich auf das Geschehen vor meinem Kühlergrill. Warum? Der Reiseführer erwähnt außerdem, dass die Strecke bei Radrennfahrer sehr beliebt ist. „Sehr beliebt“ ist eine sehr große Untertreibung: Direkt außerhalb Bunyolas fährt der erste Radler vor mir her und ich kann, aufgrund des Gegenverkehrs und der Kurven, nicht überholen. Er kann nicht weiter rechts fahren, sonst touchiert er den Fels. So schleiche ich im zweiten Gang bergauf und warte auf eine günstige Gelegenheit.
„Nach dem Überholen“, so denke ich, „kannst Strecke machen“. Da war wohl der Wunsch Vater des Gedanken. Außer den Kurven hindern mich weitere Radfahrer – diesmal im Pulk bergab fahrend. Nicht hintereinander, wie man es erwarten würde, nein, nebeneinander und zum Teil auf der falschen Seite des Mittelstreifens – nämlich auf meiner!
Die Strecke ist nichts für Sonntagsfahrer oder Verkehrsteilnehmer wie mich, die nur im Urlaub ein Fahrzeug lenken. Mein Stresspegel ist am Anschlag; meine Gefühle pendeln zwischen Angst und Ärger hin und her. Eine typische Situation, wie ich sie im Laufe meines Mallorca-Urlaubes immer wieder erlebe und die mir den Aufenthalt vergällt. Wie gerne würde ich mit Oscar tauschen, der zusammengerollt im Fußraum döst.
Wenn es dann doch mal eine gerade Strecke ohne Hindernisse gibt, erhasche ich aus den Augenwinkeln einen Blick auf die Landschaft. Ganz kurz nur, denn die Gefahr auf die Gegenfahrbahn zu geraten, ist angesichts der schmalen Fahrstreifen zu groß. Doch lang genug, um dem Reiseführer recht zu geben.
Nach 11 km hat der Spuk ein Ende, denn wir erreichen den ersten Zwischenhalt auf unserer Route durch die mallorquinischen Bergdörfer: Orient.