Die dritte Etappe im Naturpark Rieserferner-Ahrn
verläuft in Serpentinen über sonnige Grashänge vom Fuß des Birnlückenaufstiegs hinauf zur Birnlückenhütte auf 2.441 m. Für rund 400 Höhenmeter und ca. 1,4 km Strecke sind laut Google Maps 39 Minuten einzuplanen. Das mag ohne Gegenverkehr und bei guter Kondition möglich sein. Wenn ich mir die anderen Ausflügler in Erinnerung rufe, so hat so gut wie niemand den Wanderpfad ohne Verschnaufpausen geschafft. Folglich halte ich 50 Minuten für realistischer.
Es ist mittlerweile 14 Uhr durch und die Bergfexe ziehen talwärts, nachdem sie den Mittag auf der Birnlückenhütte verbrachten. Das ist eine willkommene Gelegenheit, an besonders engen Stellen immer wieder mal kurz innezuhalten und Luft zu schnappen, während sie vorbeilaufen.
Ein Jagdhund schießt den Berg hinab
und auf Oscar zu. Er erstarrt, weil das fremde Tier ein Vielfaches größer ist als er. Aufgrund vergangener Erlebnisse, wähne ich meinen Hund schon als Opfer einer Beißattacke. Jedoch es ist „nur“ ein verspielter Junghund, der nach erfolgter Beschnüffelung weiterzieht. Inzwischen ist auch der Halter eingetroffen und meint nur lapidar: „Der tut nix, der ist nur neugierig.“ Manchmal, da gibt es Augenblicke, da fühle ich mich richtig müde, aber so richtig…
Und als ob mich das Schicksal prüfen wollte, sitzt einige Kehren weiter oben ein junger Mann mit seinem schwarzen Hund abseits des Weges. Der Hund schlägt sofort an, doch der Halter greift beherzt zu und zieht das Tier zurück. Oscar zeigt sich vollkommen unbeteiligt, was der andere Hund zum Anlass nimmt, zu eskalieren. Dem Mann ist das sichtlich unangenehm und wir verlassen so schnell wie möglich den Schauplatz des Geschehens.
Währenddessen läuft hinter mir ein Mann,
den ich auf wenig älter als mich schätzen würde. Unauffällig gekleidet, also ohne hippe Outdoor-Bekleidung, ohne Stöcke oder sonstigen Schnickschnack, kommt er immer näher und überholt schließlich. Warum ich das erwähne? Nun, er setzt seine Schritte mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks: Immer dieselbe Schrittlänge, immer dieselbe Geschwindigkeit, kein bisschen außer Atem, fast so, als wäre er in Trance. Bewundernswert.
Der Wanderweg schlängelt sich in die Höhe. Das Ganze zieht sich und fängt an zu nerven. Darüber tröstet selbst der atemberaubende Ausblick nicht hinweg. Doch plötzlich taucht der Dachfirst der Berghütte zwischen den Felsen auf. Endspurt!