Die Friesenhäuser von Kampen
sind allesamt sehenswert. Dass mein Reiseführer zwei dieser Objekte für besonders erwähnenswert hält, ist eher historisch denn architektonisch begründet.
Die Villa Klenderhof
ist eines davon. Der Rundbau unter Reet mit seinen zwei seitlichen Anbauten hebt sich merklich von seinen Nachbarn ab. Der 1932 geplante Klenderhof durchschritt eine bewegte Vergangenheit. Außer den Kriegswirren sei erwähnt, dass er 1973 in Flammen stand und 1977 von Axel Springer wiederaufgebaut wurde. Eben dieser wurde in der Küche des Klenderhofs durch einen Radiobericht zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Wohltätigkeitskampagnen inspiriert: Die Idee zu „Ein Herz für Kinder“ war geboren.
Wir laufen durch Quartiere mit den höchsten Immobilienpreise Deutschlands: Je mehr Wattblick, umso teurer. Von der Straße Norderende bietet sich an einigen Stellen eine einzigartige Sicht entlang der Wattenküste bis ins nördliche List. Ein Privileg, dass sich von den rund 480 Einheimischen wohl nur noch die Wenigsten leisten können. Wenngleich von den rund 1.200 Bewohnern, die sich einen Zweitwohnsitz in Kampen leisten können, auch nicht jeder in Frage kommt.
Die Strecke geht in einen baumbestandenen Fußweg über, der schließlich in den Hobokenweg mündet.
Hobokenweg 18
fehlt als einziges Schild. Es soll laut Google Maps das Grundstück im Knick der Straße sein. Und das ist eine Baustelle. Irgendwas ist immer.
Nun denn, hier ist die Geschichte: Der Niederländer Anthony van Hoboken ist der Namensgeber dieser Straße. Was für Sylt eher ungewöhnlich ist, nämlich einen Ausländer mit einem Straßennamen zu ehren, erklärt sich durch sein Schaffen: Er erstellte das bekannte Hoboken-Verzeichnis.
1927 erwarb der Musikwissenschaftler eine Villa, die er seine Frau vermachte. Nach der Scheidung heiratete diese Peter Suhrkamp und das Haus wurde als Gästehaus genutzt. Fortan gaben sich die Größen der Kunst- und Literaturszene in Kampen die Klinke in die Hand. Bis der Verleger 1953 Geld brauchte, um die deutschen Rechte an Marcel Proust zu erwerben. Um das Vorhaben zu finanzieren, verkaufte er das Anwesen an den Zeitungsverleger Axel Cäsar Springer. Wiederum neue Eigentümer lassen es aktuell umbauen.